Wir fragten...

Ina Scharrenbach

Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen

„Die Kalendrina wird in diesem Jahr 15! Was ist Ihrer Meinung nach die Erfolgsgeschichte des Mädchenkalenders?“

Inhalt und Gestaltung der Kalendrina sind ein Ergebnis von Mädchen mit und ohne Behinderung für Mädchen mit und ohne Behinderung. Darin liegt auch schon der besondere Wert des Projektes. Hier ist eine Plattform entstanden, die es ermöglicht, gegenseitig das alltägliche Leben wahrzunehmen und Verständnis zu entwickeln. Das gelingt erfahrungsgemäß besonders gut, wenn gemeinsam an einem konkreten Projekt gearbeitet wird. Ich weiß, dass die Mädchen in allen Jahren mit viel Begeisterung dabei waren und jede für sich das gemeinsame Engagement als Bereicherung erlebt hat. Zugleich ist uns daran gelegen, dass die Kalendrina so viele junge Mädchen mit und ohne Behinderung wie möglich erreicht und sie positiv durch ihren Alltag begleitet. Wir wollen, dass die Kalendrina dazu beiträgt, Akzeptanz und Toleranz zu vermitteln. Das gelingt immer wieder über die ausgewählten, sehr vielseitigen Themen, die jedes Jahr das Herzstück der Kalendrina bilden.

Obwohl wir froh sind, dass wir sie haben, Eltern können ganz schön nerven! Was hat Sie früher besonders an Ihren Eltern geärgert?

Was mich früher genervt hat, betrachte ich heute anders: Ich bin meinen Eltern dankbar.

Welche drei Eigenschaften verbinden Sie mit Mädchen sein? Wieso gerade diese Eigenschaften?

Ich finde es immer schwierig typische Eigenschaften für Mädchen oder Jungen zu nennen. Jedes Mädchen oder jeder Junge ist verschieden und sollte durch bestimmte Eigenschaften nicht in eine bestimmte Schublade gesteckt werden.

„Sei mutig!“ ist das Motto der Kalendrina 2018. Was verstehen Sie unter mutig sein?

Mutig zu sein ist eine Tugend, die jede und jeder von uns in sich trägt. Ich kann nur dazu ermuntern diese Tugend auch herauszulassen. Mutig zu sein bedeutet zum Beispiel, offen seine Meinung zu sagen oder einen Traum umsetzen, den man schon lange hat. Mutig zu sein heißt auch für das zu kämpfen, was einem wichtig ist. Das Wichtigste ist an sich zu glauben und den ersten Schritt zu machen.

 

Claudia Geist

Referentin Abteilung Sport, Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein Westfalen

Die Kalendrina wird in diesem Jahr 15! Was ist Ihrer Meinung nach die Erfolgsgeschichte des Mädchenkalenders?

Ja die Kalendrina ist tatsächlich eine Erfolgsgeschichte. Ich kann mich noch an die ersten Gespräche vor 15 Jahren zum Konzept eines Mädchenkalenders erinnern. Ich glaube, der Erfolg hängt damit zusammen, dass hier wirklich Mädchen etwas für Mädchen machen und es keine Rolle spielt, ob mit oder ohne Behinderung. Die Kalendrina war schon ein Inklusionsprojekt, lange bevor die Behindertenrechtskonvention in Kraft getreten ist.

Was ärgert Sie im Alltag?

Was ich gar nicht abkann, sind Lügen, Tratsch und Ungerechtigkeiten. Und das möglichst noch hinten rum. Ich finde, wenn man einer Person etwas zu sagen hat, dann sollte man das deutlich aussprechen, aber nicht irgendwem erzählen, die oder der es dann irgendwem erzählt usw.

Was ist für Sie „normal“?

Genau das, was uns das Gedicht „Normal“ aus der Wanderausstellung unseres Verbandes sagen will: Niemand ist perfekt, wir alle haben unsere Stärken und Schwächen. Wenn uns das bewusst ist und wir uns darauf einstellen, können wir prima zusammenleben und jede kann etwas zur Gemeinschaft beitragen.

Dr. Birgit Palzkill

Unabhängige Beauftragte zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport des Landessportbunds NRW

Welchen Berufswunsch hatten Sie als Kind? Konnten Sie ihn erfüllen?

Ich habe mich nie für einen bestimmten Beruf, sondern für viele Dinge interessiert. So ist es später auch geblieben: Ich habe zum Beispiel als Mathematikerin, Lehrerin und Sportwissenschaftlerin gearbeitet.

Haben Sie ein Vorbild?

Ich bewundere die Philosophin Judith Butler. Sie hat die traditionellen Vorstellungen über Männer und Frauen auf den Kopf gestellt. Sie hat den Mut, nach ihren Vorstellungen zu leben – auch wenn sie damit aneckt. 

Sie sind Beauftragte zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport. Wie können Mädchen sich schützen?

Indem sie auf ihr Gefühl hören, wenn ihnen ihr Bauch sagt, dass sich etwas unangenehm anfühlt. Manchmal ist es möglich, das direkt anzusprechen und die Situation zu verändern. Oft ist das aber alleine zu schwierig. Dann ist es wichtig,  mit jemand zu sprechen, auch wenn es um Kleinigkeiten geht.

Warum ist dieses Thema in manchen Sportvereinen immer noch Tabu?

Viele haben Angst, über sexualisierte Gewalt zu sprechen und stecken den Kopf in den Sand. Ein bisschen wie kleine Kinder, die Angst vor etwas haben: Sie halten sich die Augen zu und glauben, dass die Gefahr weg ist, wenn sie sie nicht mehr sehen